Semikolon- Wohnen am Wallweg

Studienauftrag Staub

Die Parzellen des Wettbewerbs befinden sich östlich des Dorfzentrums von Windisch an der Hauptstrasse welche Richtung Gebenstorf und weiter nach Baden führt. Das westliche Ende des Perimeters bildet eine Kreuzung aus, an welcher sich aktuell ein Fahrradfachhandel befindet. Ein Abzweiger führt nach Mülligen und der andere in das Wohnquartier. Nördlich der Parzellen befindet sich die Rekonstruktion des früheren Südtors der Römersiedlung «Vindonissa». Entlang der Zürcherstrasse sind weitere grossmassstäbliche Wohnüberbauung geplant, gegenwärtig wird die Nachbarschaft jedoch durch Einfamilienhäuser und kleinere Mehrfamilienhäuser geprägt.

Die angrenzende Zürcherstrasse stellte die Architektinnen und Architekten gleich vor zwei Herausforderungen. Einerseits ist rund die Hälfte der Parzelle durch den Strassenlärm belastet und andererseits ist die Sonneneinstrahlung aus dieser Richtung am höchsten. Somit muss sich die Architektur von der lärmbelasteten Seite abwenden und sucht gleichzeitig die Nähe zur Sonne und zum Licht. Dieser Zwiespalt ist die Herausforderung und der Reiz dieses Wettbewerbs!

Projektbeteiligte

Auftragsart | Wettbewerb
Bauherrschaft | Privat

Holzbauingenieur | Timbatec AG
Landschaftsarchitektur | Hoffmann & Müller GmbH
Visualisierung | Ombra Studio

Städtebau

Die neue Überbauung am Wallweg stellt ein Bindeglied der grossformatigen Bauten entlang der Zürcherstrasse und den kleinteiligen Einfamilienhäusern entlang des Wallweges dar. Das lange Gebäude entlang der Zürcherstrasse rückt leicht von der Scheuergasse zurück. Mit dieser Geste entsteht ein öffentlicher Auftakt zur Siedlung am Wallweg. Der Riegel erfüllt den Schallschutz für die zweite Bautiefe und gibt diesem Bereich eine grosse Freiheit. Das tiefe Volumen dient der Besonnung der dahinter liegenden Bauten. Im Erdgeschoss befinden sich zum Auftaktraum eine öffentliche Nutzung, ansonsten wir das Erdgeschoss durch zudienliche Räume für die Wohnungen genutzt.

In den beiden Obergeschossen befinden sich kompakte 3.5-Zimmer-Wohnungen, diese sind beidseitig orientiert und erfüllen so die Anforderungen an den Schallschutz. Auf dem Dach liegen die privaten Gärten für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung. Für die Schutzräume und Keller werden die bestehenden Untergeschosse genutzt, einzig im Bereich der Tiefgarage wird der Keller auf einer kleinen Fläche ergänzt.

Durch den zudienlichen Riegel, welcher alle Aufgaben wie Nebenräume, Technikräume, Gemeinschaftsräume und Veloräume übernimmt werden die dahinterliegenden Gebäude freigespielt. Es entstehen allseitige orientierte Wohnungen welche Richtung Wallweg adressiert sind. Diese Gebäude sind nicht unterkellert und schützen somit die wertvollen Fundstellen aus dem römischen Vindonissa. Dabei wurde besonders auf die «via praetoria» Rücksicht genommen, welche auch von Durchquerungen technischer Leitungen verschont bleiben soll. Diese wichtige Achse in der Geschichte von Windisch wird mit der Stellung der Stadthäuser aufgenommen. Die Strasse wird neu interpretiert und dehnt sich im Bereich der Siedlung zu einem Platz aus. Der Bezug zum Porta Praetoria wird durch den Freiraum in der Verlängerung der Strasse gesucht und soll sich auch in dieser Hinsicht in das Quartier integrieren.

"Die Grundrisse der streng nord-süd orientierten Wohnungen im Langbau unterscheiden sich klar von den allseitig orientierten Wohnungen in den Stadthäusern."

Auszug aus dem Jurybericht

Grundrisse

Durch die unterschiedlichen Ansprüche im Bezug auf Schall und Belichtung wurde im Gebäude an der Zürcherstrasse ein stringentes Raster umgesetzt. Dieses gliedert die Wohnungen in durchgesteckte Ess- und Wohnbereiche und in die Zimmer. Südseitig in Richtung Zürcherstrasse sind die lärmunempfindlichen Räume wie das Treppenhaus und die Küche angeordnet. Sämtliche Schlafzimmer sind in den Norden ausgerichtet. Somit ist für den öffentlichen Bereich der Wohnung die Besonnung gewährleistet. Der Aussenraum mit den privaten Loggias ist Richtung Nordwesten orientiert, nach Süden gibt es einen kleinen Aussenraum welcher der Küche und dem Essraum zudienlich sein soll.  Das Erdgeschoss dieses Gebäudes dient den Gemeinschaftsräumen. Richtung dem westlichen Auftakt sind diverse Nebenräume angeordnet und enden mit einer kleineren Gewerbenutzung im Kopfbau. 
Die Stadthäuser sind ganz im Gegensatz zu der stringenten Wohnung im Volumen Richtung Zürcherstrasse allseitig orientiert und brechen aus der klaren Rasterung aus. Um das innenliegende Treppenhaus sind die alle Räume an der Fassade platziert und sind nutzungsspezifisch mit verschiedenen Nebenräumen verbunden. Durch diese innere Erschliessungslösung kann auf jegliche Korridore und Erschliessungsflächen verzichtet werden. 
Im Attika und im Erdgeschoss werden einzelne Räume «subtrahiert» und bilden so das Ankommen und reduzieren im Falle des Attikas die Fläche. Bei beiden Situationen bleibt die Grundordnung der Räume bestehen.

 

 

Wohnung Richtung Zürcherstrasse

Der Wohnungsgrundriss ordnet sich dem Lärmschutz der Zürcherstrasse unter. Das Durchwohnen mit der Küche Richtung Zürcherstrasse bildet das Zentrum der Wohnung. Das Ankommen ist analog zu den Stadthäusern mit einem Entrée gelöst an welches direkt das Gäste-WC angegliedert ist. Richtung Norden gibt beidseitig ein Zimmer, welche über das Wohnen erschlossen sind. Südlich wie auch Richtung Norden gibt es einen privaten Aussenraum. Richtung Norden ist der grosszügigere Aussenraum welcher das Wohnen nach aussen verlängert. Der Aussenraum nach Süden dient als individuell gestaltbarer Puffer zur Zürcherstrasse. 

Stadthaus

Die Wohnung im Obergeschoss sind allseitig ausgerichtet. Um das zentrale Treppenhaus gliedern sich die Wohnräume. Diese sind je nach Nutzung direkt mit den Nebenräumen erschlossen, was zu einer Reduktion der Flächen führt. Alle Räume liegen direkt an der Fassade und sind optimal belichtet. 
Das Wohnen und Essen ist durch die Loggia segmentiert. Als Gegenüber zu Loggia entsteht ein ungeheiztes «Blumenzimmer» welches als Loggia fungiert und dem Gebäude eine starke Präsenz Richtung Wallweg gibt.

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